Slums, die Heimat von etwa 830 Millionen Menschen oder etwa zwölf Prozent der Weltbevölkerung, zeichnen sich durch fehlende Infrastruktur aus. Was sich so abgehoben technisch anhört, bedeutet: Jeden Tag wissen Millionen von Frauen, dass sie ihre Notdurft ungeschützt im Freien unter hygienisch katastrophalen Bedingungen erledigen müssen. Kein Wunder, dass eine ganze Reihe von Initiativen und NGOs mit großem Einsatz für menschenwürdige Toiletten in Slums kämpfen. In Indien ist es unter anderem die NGO SULABH, die in zahlreichen indischen Slums Toiletten errichtet hat. Eine Wohltat angesichts der ständig wachsenden Slums und der völlig überforderten Stadtverwaltungen. Jetzt hat SULABH auch in Autonagar Toiletten errichtet. Sind damit die Sanitärprobleme für die Frauen im Slum gelöst?
Was bedeutet das, was wir da gesehen haben? Wer ist Schuld daran, dass offensichtlich die Frauen immer noch keine Toiletten haben? Sind es die bösen Männer, die den Frauen den Zugang verweigern? Sind es die Frauen, die sich ihr Recht leichtfertig aus der Hand nehmen lassen? Ist es die NGO, die eine „falsche“ Toilette gebaut hat? Selbst wenn wir jede Frage mit JA beantworten würden, was brächte das? Uns erscheint es viel wichtiger, einen Begriff aus der theoretischen Entwicklungsdebatte mit Leben zu füllen. Der Begriff lautet: FEEDBACK LOOP zu deutsch Rückkopplungsschleife. Was das ist? Das weiß jedes Baby; es lernt, dass es Aufmerksamkeit bekommt, wenn es schreit. Es lernt, dass es sich lohnt zu lachen, weil es dann mehr Liebe bekommt. Kurz gesagt: Es geht um Kommunikation. SULABH hat die Toilettenanlage gebaut, jetzt muss man beobachten, wer sie benutzt. Unser Video ist also Teil des sogenannten feedback loop und deshalb haben wir es an Care & Share geschickt, die es wiederum Leuten von SULABH zeigen werden. Das Video liefert Informationen darüber, wie die Toiletten genutzt werden. Dass sie den Frauen momentan noch nicht helfen, ist offensichtlich. Das Video soll aber keine Anklage sein, sondern vielmehr dazu beitragen, eine Diskussion zwischen den Helfern und den Frauen im Slum in Gang zu setzen, um den Nutzwert der neuen Toiletten zu verbessern. Jetzt beginnt erst die wirkliche Arbeit für eine echte Lösung der hygienischen Probleme im Slum. Wir halten Sie auf dem Laufenden.
Uli Schwarz und Petra Dilthey