Eine Frage des Vertrauens?

Was verbindet einen pistoleschwingenden Drogendealer aus einer Favela und eine katholische Nonne, die in einem Waisenhaus in Niteroi arbeitet? Nichts, dachten wir, bis wir innerhalb kurzer Zeit von Beiden die Forderung hörten, nicht gefilmt werden zu wollen. Sie sind der möglichen Überzeugung, dass wir Ihnen mit unseren Bildern schaden könnten. Beim Drogendealer haben wir es verstanden, als er mit deutlicher Drohgebärde klar machte, dass wir seine professionelle Anonymität auf jeden Fall respektieren müssten, bei der Nonne waren wir überrascht über ihren mangelnden Vertrauensvorschuss.

Haben wir versagt, wenn eine solch tief religiöse Person uns nicht vertraut? Möglich, aber unsere Arbeit mit Menschen setzt Vertrauen auf beiden Seiten voraus. Sonst können wir keine guten Filme machen.

Vertrauen hat auch eine magische, nicht vorhersehbare und überraschende Dimension: Vor vier Jahren hatten wir ein Musikprojekt in Rio für GlobalGiving porträtiert. Unsere Hauptperson war Luis Carlos, ein Junge aus einer Favela. Lenora, die Leiterin des Projektes hätte es lieber gesehen, wenn wir das talentiertere Mädchen Kelly als Hauptperson ausgewählt hätten. Gestern sagte uns Lenora allerdings: „Danke, dass Ihr an Luis Carlos geglaubt habt. Ich habe Ihm nicht vertraut. Ein Jahr nach Eurem Film ist er aus dem Projekt verschwunden. Vor einem Jahr kam er zurück. Und wisst Ihr, was das magische ist: Er hat nichts verlernt und heute ist er ein wirklich guter Cellist. Ich hatte Ihm das nicht zugetraut.

Vertrauen, sich selber zu trauen, das sind Dinge, die man nicht berechnen, die man nicht kalkulieren kann. Vielleicht ist es ganz gut, dass es immer diese Unsicherheit gibt, wie Menschen reagieren, ob sie einem vertrauen und IHR BILD geben, oder lieber unsichtbar bleiben wollen.

Uli Schwarz und Petra Dilthey